Dienstag, 2. September 2014

,,Und wie war dein Auslandssemester?"

Wie soll man ein Resume anfangen? Mit den Worten ,, Es war schön und lehrreich". Ich kann es eigentlich nicht mehr hören und nicht mehr sagen. So lauteten zumindest meine standart Antworten für jeden, der halbinteressiert frage: ,,Und wie war dein Auslandssemester?" oder noch schlimmer ,,Wie war denn dein Urlaub?". 
Stell dir vor du kommst völlig allein in ein fremdes Land. Du wohnst mit Fremden zusammen und musst dir dein Umfeld komplett neu aufbauen. Weniger beängstigend ist der Gedanke, dass das ganze nach einem halben Jahr ein Ende hat, aber dennoch möchte man die Zeit halbwegs gut bestreiten. 
Also hängt man sich anfangs an eine große Gruppe, unternimmt möglichst viel gemeinsam, drückt hier und da ein Auge zu, wenn deine Mitbewohnerin schon nach 2 Wochen deinen ganzen Kaffe und die zweite Packung Milch ausgetrunken hat. 
Gleichzeitig versuchst du mit dem ganz anderen Lehrstiel der ,,Lehrer" klarzukommen und langsam schleicht es sich ein. Das man-hab-ich´s-zu-Hause-gut-Gefühl. Die Wintermonate waren kalt und grau und matschig. Aber um ehrlich zu sein, wir haben in dieser Zeit so viel unternommen und so viele Museen besichtig, dass es mir mittlerweile überhaupt nicht schlimm vorkommt.
Ab April verging die Zeit dann wirklich schnell. Erst besuchte mich mein Freund, dann fuhr ich zu meiner Großmutter in den Ural und ab dann wurde es warm in St. Petersburg. Das hieß Sonnenuntergänge an der Newa bei einem Bier genießen, bis in die Nacht Straßenkonzerten lauschen, vor dem Eremitage tanzen und mitsingen. Das muss man einfach schätzen. So etwas passiert dir nicht mal im Urlaub, denn dort wo du wohnst ist plötzlich jeden Tag Urlaub. So fingen auch langsam aber sicher die ,,Weißen Nächte" an. Es wurde also immer später dunkel und immer früher hell und der Newskijprospekt füllt sich schubweise mit Menschen, die sich hektisch aneinander vorbei drängelten. 

Nun bin ich wieder zurück in meinem trauten Heim und alles was mir bleibt sind ein paar Bilder, und ein dutzend Erinnerungen. Manchmal gute, manchmal schlechte. Aber was wären die guten ohne die schlechten - nur halb so gut ;). Manchmal vermisse ich das mitten im Leben sein. Dass immer etwas los war, egal zu welcher Uhrzeit. Ich vermisse die Abende an der Newa und das Ausgehen mit meiner liebe Mitbewohnerin  Jenny. Ein wenig fehlt mir auch die Sprache, ich merke, dass meine Aussprache wieder schlechter geworden ist ;P
Aber im Großen und Ganzen fehlt mir sonst nichts, das habe ich meiner tollen Familie und meinem Freund zu verdanken. Denn als ich wieder kann fühlte es sich überhaupt nicht an als ob ich weg gewesen wäre. Dennoch bin ich sehr stolz dieses kleine Abendteuer gewagt zu haben. Es hat mir meine Stärken und Schwächen gezeigt. Klar gemacht, dass egal wo du auf der Welt bist es immer liebe Menschen gibt, die dich unterstützen, ganz gleich ob du sie schon lange kennst oder nicht. Sei aufmerksam, freundlich und offen. Na seht ihr, ,,schön und lehrreich" das umfasst es doch beinahe.

Das Zugticket und die prügelnde Frau

Es war ein wunderschöner, warmer und sonniger Tag. Ich stand morgens auf und ging spazieren. Was hat das ganze nun mit Zugtickets und prügelnden Frauen zu tun? Naja, das ganze begann so. Während ich durch St. Petersburg spazierte und mich des Lebens erfreute, kam mir der Gedanke über die kommenden Feiertage einen kleinen Ausflug nach Moskau zu machen. So suchte ich die Ticketzentrale  für Zugtickets aus. Ich betrat die riesige Halle. Dort befanden sich viele Schalter und viele viele Menschen. Anders als in Deutschland hatten sich vor den Schaltern keine Schlangen gebildet. Einige saßen, andere standen irgendwo in der Gegend rum. Ich rief in die Menge rein wer der Letzte in der Schlange sei. Eine junge Frau meinte sie wäre es wahrscheinlich und so behielt ich die junge Frau im Auge. Nach mir kam ein älterer Mann und noch zahlreiche Leute, die genau wie ich nach dem letzten in der Schlange fragten. Nach einer geschlagenen Stunde und zwei weiteren Frauen, die angeblich doch vor mir dran waren trat ich an den Schalter.

>>BODYCHECK<<

Ich flog zur Seite und öffnete wieder die Augen. Ist das jetzt wirklich passiert? Leute, ich wurde von einer Frau so gewaltig zu Seite gestoßen, dass ich erstmal einen Moment brauchte und die Situation zu begreifen. Natürlich ließ ich nicht locker, schließlich war ich an der Reihe. So schubste ich die Frau genauso zu Seite. Die Ticketverkäuferin schaute völlig entsetzt durch das Glasfenster während ich mich mit der Frau hin und her schubste. Der Mann hinter mir feuerte mich an und zwei junge Frauen fingen an die Frau zu beschimpfen. Mir wurde das ganze zu blöd und ich wartete ab bis ein anderer Schalter frei wurde. Als ich dann tatsächlich nach dem Zugticket fragen konnte, war die Kommunikation mit der Dame hinter dem Schalter gar nicht mehr möglich, weil neben mir ein riesen Streit mit lauten Geschrei entfachte. Muaahhha die Frau hat die anderen anscheinend so provoziert, dass die anderen nun auf sie los gingen.
Ein ganz normaler Tag in Russland ;)

Dienstag, 17. Juni 2014

,,Ähhhm, guten Tag. Wir bräuchten eine Monatskarte."

Kinder, wie die Zeit vergeht. Ich stehe morgens auf, gehe zur Schule, komme nach Hause und ehe ich mich versehe ist es schon Abend. So, oder so ähnlich rasten auch die letzten Monate wie im nu an mir vorbei. Meine zweite Woche in St. P. begann weniger erfreulich mit einer Erkältung. So verbrachte ich eine Woche überwiegend in der Horizontalen und führte Experimente mit allerlei russischen Medikamenten an mir durch. Diese zeigten schnell ihre Wirkung und bereits eine Woche später konnte ich im Programm richtig durchstarten. Nach zwei Monaten Dunkelheit und Kälte zeigte sich auch endlich die Sonne und das Eis schmolz dahin. Ihr glaubt nicht, wie sehr wir uns danach gesehnt haben. Die täglichen Besuche im international student office wurden mit der Zeit immer seltener, auch zur Freude unserer mittlerweile etwas genervten Sachbearbeiterin. Endlich war ich im Besitz eines Multivisums inkl. Reisepass, einer gültigen Registrierung, eines Studentenausweises und eines ,,Propusk". Der ,,Propusk", das ist in Russland ein ,,must have". Für jeden Blödsinn gibt es einen ,,Propusk". Selbst ein ,,Propusk"- Amt gibt es hier. Der ,,Propusk" ist ganz einfach eine Durchgangskarte. Wir brauchten ihn, um überhaupt unseren Campus oder um ohne ewige Diskussionen das international student office betreten zu dürfen. Ausgerüstet mit den russischen Personalien konnte ich mir auch endlich eine Dauerfahrkarte für den Bus und die Metro kaufen. Dieses Unterfangen gestaltete sich schwieriger als gedacht. Angekommen an irgendeiner Metrostation mussten wir zum Fahrkartenbüro. Nach dem wir das halbe Stadtviertel abgesucht haben, fanden wir das Büro direkt an der Metrostation. =P Wir betraten den 8 Quadratmeter kleinen Raum in dem sich bestimmt 20 Studenten hin und her schubsten. ,,Ähhhm, guten Tag. Wir bräuchten eine Monatskarte."sagten wir in unserer deutschen Freundlichkeit zu der Dame hinter dem Schalter. ,,Papiere!"war die Antwort der Dame, die wie so viele hier, nicht viel Wert auf überflüssige freundlichkeits Floskeln legte. Immerhin half sie uns im Umgang mit dem Foto-/Dateneingabeautomat, vor dem wir Anfangs wie zwei ahnungslose Idioten standen.

My kitchen is my Wasserkocher

Man nimmt an, ein normaler Morgen beginne folgendermaßen: der Wecker klingelt, man schaltet auf snooze, liegt noch etwas im Bett, steht auf, geht ins Bad und beginnt sein morgendliches Ritual. Man nimmt an, ein normaler Morgen beginne so, doch nicht bei uns!
Unser Morgen beginnt mit einem Klopfen an der Eingangstür. Eine von uns springt panisch aus dem Bett und hält die Zimmertür zu, während dessen eine andere von uns schlaftrunken Richtung Wasserkocher eilt und ihn samt Kabelage in einen unserer Schränke stopft. Leicht verdattert über das Rumgehüpfe, steht wenige Sekunden später die Putzfrau in unserem Zimmer. ,,Sdrastwujte" sagt sie auf gebrochenem Russisch und beginnt in aller Ruhe zu putzen. Wir hingegen haben mittlerweile den Puls eines Marathonläufers und Adrenalinwerte eines Bungeejumpers. 
So viel Aufregung wegen eines Wasserkochers? Nein! So viel Aufregung wegen des einzigen Gegenstandes, der uns warme Nahrung und sauberes Wasser liefert! Und das schlimmste - dieser Gegenstand ist hier streng verboten! Alte Stromleitungen und so, aber Fernseher und Kühlschank sind erlaubt. Mhhhjjaaa. So kommen wir uns täglich vor, als würden wir etwas hoch kriminelles in unserem Schränkchen verstecken. Trotz all dem empfehle ich jedem, der in das gleiche Wohnheim wie wir kommt und dem entsprechend keine Küche hat, einen kleinen Wasserkocher mitzunehmen. Außer Tee und Tütensuppen kann man super Reis, Buchweizen (Gretschka) oder Eier kochen. Irgendwann kann man allerdings auch keinen Reis und Buchweizen mehr sehen und sucht Abwechslung in Restaurants. Hier mal ein kleiner Überblick.


Busche Буше
(Bäckerei & Cafe) modern und gemütlich gleich am Kasanskij Sabor, Preise sind ok.

Mamaliga Мамалыга
(Kaukasisches Restaurant) rustikal und gemütlich, tolles Essen und hohe Preise.

Unicque Bar
(Bar und Burgertheke) modern, schick-alternativ, seeehr gute Burger, Preise sind ok.

Office Pub
(Pub mit großer Speisekarte) große Auswahl an Bieren und Snacks, zentral gelegen.

I´m Thankful For Today
(Mischung aus Bar-Cafe-Restaurant) sehr gemütlich, modern, schick-alternativ, Preise etwas überteuert (P.s. wenn man in Russland eine heiße Schokolade bestellt erhält man keinen Kakao sondern eine Art Schokopudding in der Tasse).

Marketplace
(Restaurant-Kantine) modern, hell und gemütlich, zwar nicht ganz so günstig aber mit einem Studentenausweis gibt es an der Kasse einen Rabatt.

SmalDouble
(Cafe) klein, gemütlich mit sehr nettem Personal und sehr gutem Kaffee, aber auch Salate, Sandwiches und sonstige Snacks auf der Karte. Mein Favourit.

Project Loft Etagi
(Cafe & Restaurant) liegt sehr versteckt, gutes Essen zu guten Preisen allerdings sehr lustloses und laaaangsames Personal.

Olli´s Pizza
(Pizzeria) gibt es sehr oft, kostenloser Lieferservice, gutes Essen gute Preise.

Ja und wem das nicht gefällt, der kann sich mit zahlreichen Kantinen, Dönerbuden (Schawerma) oder alternativ-esotherischen Cafes/Restaurants vergnügen. Sollte das nicht genügen, dann ran an den Buchweizen ;)  Guten Appetit.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Von Sehenswürdigkeiten und konservierten...


Nach der turbulenten Woche beschlossen wir am Sonntag endlich die Stadt zu erkunden. Ausgerüstet mit Stiefeln, Winterjacke, Schal und Mütze wagten wir einen Spaziergang ins Unbekannte. Von der Kasanskaja aus liefen wir nach links, den Newskij Prospekt hinunter. Auf der Straße rauschten Autos vorbei, Menschen liefen in ihrer gewohnten Hektik zur Arbeit, zum Einkaufen oder wo man sonst noch so hektisch hinlaufen kann. So ist ein ganz normaler Sonntag in St. P.. Hier haben selbst am Sonntag einige Bars und Geschäfte entweder lange oder sogar 24 Stunden geöffnet.                                                            So setzten wir unseren Weg zur Eremitage fort.


Schlange vor der Eremitage



Es ist eines der bedeutendsten Kulturmuseen der Welt und beinhaltet unter anderem Werke von Picasso, da Vinci und Rembrand. Allerdings muss man viel Zeit für einen Besuch der Eremitage mitbringen, da nicht nur die Ausstellung sehr umfassend ist, sondern auch die Schlange vor dem Eingang einige Meter misst. Von dort aus gingen wir direkt auf die Wassiljewski Insel. Hier teilt sich die Newa in die kleine und große Newa. 
Eremitage C. by Julka




Newa
Rostra-Turm














Das Markenzeichen sind zwei 32m hohe Rostra-Säulen. An diesem Platz hielten während unseres Spazierganges mindestens 4 Limousinen, aus denen immer wieder ganze Hochzeitsgesellschaften stiegen. (Wenn ich mich nicht irre, wird in Russland meist an Sonntagen geheiratet.)  


Kunstkammer


Auf der linken Seite befindet sich die Kunstkammer, das älteste Museum Russlands. Das Museum stellt dort die Entwicklung der menschlichen Zivilisation vor. Hier findet man neben abnormalen Feten auch den konservierten Kopf des Liebhabers von Katharina der Ersten. (Hach, das lässt mein Biologen-Herz höher schlagen. =P) Übrigens ließ Zar Peter der I dieses Museum errichten um sein Volk zu bilden. 
Daher war früher nicht nur der Eintritt kostenlos, nein, man erhielt noch zusätzlich eine Tasse Kaffe. 

Sphinx



Auf unserem weiteren Weg am Universitätskai trafen wir auf zwei Sphinxe. Diese wurden im Jahr 1832 aus Ägypten nach St. P. gebracht. Der Transport dauerte damals mit dem Schiff ein ganzes Jahr. Neben den Sphinxen, etwas weiter am Wasser, stehen zwei Greife aus Bronxe. Die St. Petersburger glauben, dass sie Wünsche erfüllen können. Man muss den Figuren entweder über den Kopf streichen oder den Wunsch in ihr Ohr flüstern. Auch hier trafen wir , oh welch Wunder, einige Brautpaare an. 


Isaakskathedrale
Nach dem wir todesmutig eine der zerfallensten Gassen, mit herabfallenden Eisblöcken, durchquert hatten erreichten wir schließlich die Isaakskathedrale. Die Kathedrale ist eine der größten sakralen Kuppelbauten der Welt. Dort haben wir gleich versucht die altkirchenschlavischen Innschriften zu entziffern. Лейдер фергеблих. (Leider vergeblich=) Nach einem Mittag-/Abendessen in der aserbaidschanischen Kantine (Es gab türkische Frikadellen mit Plow) kehrten wir voller Eindrücke und einem ebenfalls vollen Bauch in unser uriges Wohnheim zurück.

Sonntag, 9. Februar 2014

Von Kulturschock, Botox und nur einem Zimmerschlüssel

St. P. ist so schön wenn die Sonne scheint. Heute morgen auf dem Weg zum Sprachenzentrum lag ein leichter Glanz über der Stadt. Alles erschien weniger grau und weniger kalt. Das wird ein guter Tag dachte ich mir. Bis wir auf die glorreiche Idee kamen Valentina, die Leiterin des Sprachenzetrums, darauf anzusprechen, ob wir  unsere Kurse nicht überwiegend in der phil. Fak. machen können. Valentina spitze, auf gewohnte Art, ihre Lippen und das hatte nichts gutes zu sagen. ,,Mädchen geht nach oben, ich werde euch heute unterrichten." (Dabei haben wir bei ihr keinen Unterricht.) Da haben wir sie wieder. Die macht der Autorität. Und was für eine. Brav gingen wir nach oben und bereiteten uns mental auf eine Diskussion vor. Letztendlich kam nicht viel neues dabei raus. Wir können uns aussuchen was wir machen wollen aber eigentlich auch nicht. Und eigentlich sind alle Lehrenden super ausgebildet aber jeder Lehrer kommt entweder zu spät oder gar nicht.  Ich glaube er schleicht sich langsam ein. Der Kulturschock. Kein ehrliches Lächeln, keine Ordnung, kein Freiraum. Dafür bot das Shoppingcenter ,,Galeria" grenzenlose Vielfalten und Freiräume für den großen Geldbeutel. Willkommen in der Welt der reichen und schönen. Von Michael Kors, Armani, Lacoste bis Zara, Topshop, Stradivarius, sämtlichen Pelzgeschäfte und noch vieeeelll vieeelll mehr. In St. P. trägt übrigens jede zweite Frau Pelz. Ob an den Schuhen, an den Handschuhen, als Mütze, als Kragen oder einen ganzen Mantel aus Pelz. (Ein Albtraum für Tierschützer.) ,,Wenn so viele Leute Pelz tragen, dann kann´s ja nicht so teuer sein." Mit diesem Gedanken betraten wir das Pelzjacken-Fachgeschäft. Teuer, ist ja meist relativ und so setzten wir nach dem Blick auf das erste Preisschild (Herzinfarkt) unbeirrt den Weg durch den Laden fort. Pelze in braun bis orange, in kurz, lang oder als Weste. Das günstigste Modell ab 2.000,00€. Vielleicht bleibe ich dann doch bei meiner Daunenjacke ;) Was kann ich euch noch erzählen? Bleiben wir doch bei den Frauen. Russische Frauen erfüllen hier tatsächlich viele Klischees. Trotz Glatteis und Schneemassen lassen sich die überaus schlanken Russinin nicht davon abhalten auf mindestens 10 cm hohen Absätzen durch die Straßen zu stolzieren. Das Stolzieren ist dazu noch sehr energisch, der Blicks gerade aus und in sich gekehrt. (Meistens telefonierend) Dann kommt der Mund. Ich habe noch nie so viele gebotoxte Münder gesehen. Besonders in unserem Fitnessstudio (ich glaube, wir haben uns das teuerste in St. P. ausgesucht) laufen lauter gebräunte Frauen mit dicken Lippen rum. Solche Frauen trifft man allerdings nicht in Bars die eher auf unseren Standart ausgerichtet sind.
Wie z.B. der ,,Pizza Bar", in der wir die Eröffnung der olympischen Spiele mitverfolgt haben. Dort ist es einfach, gemütlich und ein Bier kostet tatsächlich nur 2-3€. Bei der Eröffnung der olympischen Spiele war es in der Bar sehr voll und sehr laut. Sobald die russischen Spieler oder Putin gezeigt wurde  haben die Gäste gejubelt und geklatscht. Na meine lieben Landsleute, wer würde tatsächlich klatschen wenn man Merkel im TV zeigen würde?! Ein Hoch auf den Patriotismus! Als Julia und ich dann gegen 1Uhr zu unserem Zimmer zurück kehrten, fanden wir ein Schild an der Tür. Ja,das ist der normale Alltag dreier Austauschstudenten mit nur einem Zimmerschlüssel. ;)

Freitag, 7. Februar 2014

,,Sie sprechen aber gut Russisch."


Chronisch müde ( aber das kennt man ja von mir) schleppte ich mich heute morgen zur phil. Fak.. Ich will Sonne. Ich will, dass es warm ist. Aber soweit ich weiß kommt dieses Wetter erst auf, wenn ich St. P. verlassen muss. Nützt ja nix. Dann raus in die Kälte. ,,Scheton-Dame“, Rolltreppe, Metro, auf die Straße und schön darauf achten, dass man nicht überfahren wird.
In der phil. Fak. angekommen suchten wir Raum 20. Ha!  Das mit der Raumanordnung ist in Russland so eine Sache für sich. Nach 50 kann 16 kommen oder nach 26,27, 28 plötzlich 12. Hm und so liefen wir verwirrt durch die Uni und fragten schließlich eine der Rezeptionistinnen. (In Russland gibt es in den meisten öffentlichen Gebäuden Rezeptionisten oder Wächter. ,,Wie kommen wir zu Raum 20?“,  fragte ich. ,,Studentenausweis!“, sagte die Dame mit den kirschroten Haaren. Dann kam mein Standartsatz: ,,Wir sind Studentinnen aus Deutschland und haben noch keinen Ausweis.“ Schließlich gab die Dame nach und erklärte uns den Weg und fügte hinterher ,,Sie sprechen aber gut Russisch.“ (Und in Deutschand sagen zu mir alle ich spreche gut Deutsch XD.) Nun gut.


Der Unterricht begann, welch ein Wunder, erst 20 Minuten später. Nach der zweiten Vorlesung und einem kleinen Lunch fuhren wir, unserem Mittagsschlaf entgegen, in unser Wohnheim. Dieser hielt jedoch nicht lange an. Wir lagen alle drei im Bett. Plötzlich stand die Putzfrau im Zimmer und redete etwas von Kakerlaken. Ich, noch völlig verwirrt, fragte noch mal nach. ,, Mir wurde angeordnet bei Ihnen im Zimmer Kakerlagenmittel zu verteilen. Bitte lassen Sie keine Lebensmittel offen liegen.“, sagte die mittlerweile auch verunsicherte Frau. Kakerlaken!
Warum nicht? =) Gegen 19:30 planten wir den Besuch eines Seminars im ,,Oktjaberskaja Hotel“. In dem zweistündigen Seminar ging es darum wie sich Frauen verhalten sollten, um eine positive Ausstrahlung zu erhalten. Der Saal war trotz vorheriger Anmeldung und limitierter Plätze komplett voll.
Amüsant war nur die Tatsache, dass ein ca. 70 Jahre alter Mann im Publikum saß und sich meldete als der Referent fragte wer aus der heutigen Sitzung etwas gelernt hat.(rechts im Bild)

Es lebe das Lernen

Heute war es so weit. Wir wurden unterrichtet. Voller Eifer fuhren wir mit dem Bus zum Sprachenzentrum. Erreichten das Gebäude und wollten beschwingt die ersten Treppen hinaufgehen. Bis uns eine Dame mit goldenen Zähnen fragte ,,Soooo, wo wollen Sie hin?". ,,Ähh, nach oben, zum Unterricht?????!" ,,Ahhh zum Unterricht!!!!" sagte sie über Ihre 5 goldenen Zähne lächelnd. ,,Und warum haben Sie noch Ihre Jacken an, keine Jacken in den Unterrichtsräumen!" Okayyy. Wir also wieder runter. Jacken abgegeben und wieder rauf in den 4. Stock. Zu Fuß. Jeeehhhej und ratet mal wie es oben war? --- Genau. Kalt! Aber nach der Nacht mit der ausgefallenen Heizung kann mich eigentlich nicht mehr viel erschüttern. Es war 9:40 - Unterrichtsbeginn. Keiner da. 9:45, keiner da.


9:55, keiner da. Um 10:00 flog die Tür unseres 4 Quadratmeter großen Raumes auf. Die Tasche flog schwungvoll auf den Tisch, die Dozentin seufzte tief und rollte mit den Augen. ,,Oah, bin grad aus dem Urlaub gekommen, noch keinen Plan was hier läuft", sagte die Person, von der ich in Russland als aller erstes unterrichtet wurde. Darf ich vorstellen meine Lehrerin. Jeeeheejjj. Habt ihr auch den Eindruck es wird immer besser? Naja, dann hatte sie den Faden doch schnell gefunden und mit uns einigermaßen 60 Minuten rumgekriegt. In der zweiten Stunde stand Sprachpraxis auf dem Programm. Nach dem wir 90 Minuten über Stereotype gesmaltalkt hatten lehnte sich unsere Dozentin zurück und sagte, ,,eigentlich weiß ich nicht was ich mit Ihnen machen soll, das ist alles viel zu leicht für Sie". Ach, so ein Zufall, das sagt man uns schon seit drei Tagen. Nach dieser neuen Erkenntlich eilten Julia (meine Leidensgenossin) und ich zum ,,Teelöffel" einer Pfannkuchen- Fastfood-Kette. Innerhalb
von 20 Minuten schlangen wir unser Mittagessen runter um jah pünktlich zur dritten Stunde zu sein. Es lief so ab: Suppe, Pfannkuchen mit Käse und Schinken, Pfannkuchen mit gezuckerter Kondensmilch, Tee, anziehen, rausrennen, hoch rennen, sitzten. 
Zwei Minuten warten, fünf Minuten Warten, Zehn Minuten warten. Mmmjaaa. Keiner da. Aber dafür habe ich bestimmt einen Rekord im Pfannkuchen-Wettessen aufgestellt. Auf dem Weg zum Wohnheim gingen wir in das Fitnessstudio gegenüber. ,,Fitfashion". Der Name ist Programm. Wir betraten die weißen Hochglanzfliesen. Stülpten uns blaue Schutzfolie über unsere Schuhe und wateten zum Büro der Managerin. Diese nahm uns freundlich in Empfang und führte uns durch das dreistöckige Hochglanz-Studio. Wir vereinbarten gleich ein Probetraining für 18 Uhr am selben Tag. In der Zwischenzeit widmeten wir uns unserer Lieblingsbeschäftigung.

Es ist nicht die Erkundung der Stadt, das Erlernen neuen Vokabulars und auch nicht das Knüpfen neuer Kontakte. Nein. Es ist das Schlafen. Spätestens am Nachmittag ist man hier einfach nur noch kaputt und müde. So  legten wir ein Nickerchen ein und sprangen kurz vor 18 Uhr hektisch im Zimmer herum, weil wir fast das Probetraining verschlafen hätten. Schließlich standen wir im Tainingsraum gespannt was sich unter dem Kursnamen ,,Body Art" versteckte. Nach 55 Minuten Verrenkungen und einem roten Gesicht gönnten wir uns noch einen Saunabesuch und den Luxus einer Dusche nach der man nicht das gesamte Badezimmer wischen muss. 

Donnerstag, 6. Februar 2014

Lermontow mein Leidensgenosse

Wieder mal zu früh an der Uni angekommen (es lebe die deutsche Pünktlichkeit) machten ich und meine Mitbewohnerin einen Spaziergang an der Newa und tranken einen Cappuchino im Time-Cafe. Im Time-Cafe muss man sich mindestens 25 Minuten aufhalten und bezahlt dafür 50 Rubel (ca. 1€), Kekse, Tee, Kaffe inklusive.
Danach zurück zur phil. Fak.. Dort erzählte uns Daria (sehr freundlich) welche Vorlesungen wir belegen könnten und dass bereits russische Dichter und Schriftsteller wie Pushkin und Lermontow an dieser Fakultät waren.Davon beeindruckt beschlossen wir einen selbst organisierten Rundgang durch die Fak.. Was für russische Studenten normaler Alltag ist, war für uns ein historischer Museumsrundgang.
Zurück auf der Kasanskaja nahmen wir ein ausgiebiges Abendessen (klare Pilzsuppe,Karottensalat und ein Pfannkuchen mit Pilzfüllung ca. 3€) zu uns und kauften zahlreiche Reinigungsmittel im ,,Dixi"(tatsächlich der Name eines kleinen Supermarktes)um unser Zimmer auf einen einigermaßen akzeptablen hygienischen Stand zu bringen. Zwischendurch statteten wir den Damen auf der 3. Etage (Reinigungskräfte) einen kleinen Besuch ab. Es ging um die Bitte unser Rohr unter der Dusche reparieren zu lassen, da nach jedem Duschen das ganze Bad geflutet wird. Die Dame riss die Augen auf...naja =), ähnliche Geschichte wie mit der ,,Scheton-Dame".Es lebe die russische Freundlichkeit.



,,Bitte einen Scheton"


Am 3.Tag hatte ich den Auftrag Passfotos für das Multivisum zu machen. Ich hatte mir den Laden und die Route dorthin feinsäuberlich rausgesucht. Um 8:45 ging ich aus dem Haus und kehrte um 10:45 wieder zurück. Und ratet mal! Natürlich ohne Passfotos. Dafür reich an Erfahrungen wie unglaublich chaotisch hektisch und rutschig es morgens in St. P. ist. Einige Fußgängerwege waren mit rot-weißem Band abgesperrt. ,,Was soll das?“ fragte ich mich, guckte zum Dach und wusste was es soll. An den Häusern hier verlaufen Regenrinnen im Durchmesser von 30cm, von oben nach unten und enden kurz vor dem Asphalt. Manche Regenrohre frieren bereits oben zu und es bilden sich 2 Meter lange Eis-Stalagtiten, die in 20 Meter Höhe über den Fußgängerwegen hängen. Ahhhha. Nun gut. Nach diesem zweistündigen Spaziergang frühstückte ich und machte mich auf den Weg zur philologischen Fakultät.
In der Metrostation angekommen sagte ich zu der Frau hinter der Scheibe ,,Bitte einen Scheton" (eine Art Taler)und wartete bis sie mir den Preis nannte. Sie zog die Augenbrauen hoch. Ich zog die Augenbrauen hoch. ,,Ja los, das Geld!" sagte die robuste Frau fordernd. Achso, ja stimmt. ,,Bitte, danke, auf Wiedersehen" ist hier teilweise sehr überflüssig. Aber auch ohne überflüssige freundlichkeits-Flosskeln kann man hier zu Lande eine ,,Scheton" erstehen. Auf einer Rolltreppe ging es dann ca. 4 Minuten unter die Erde. Die Metro selbst sieht man von außen kaum. Wenn sie ankommt öffnen sich schwere Metalltore und dann die Türen der Metro.